13. Internationales Modern Arnis Sommerlager des DAV

Zum dritten Male trat ich im Sommer an, das respektive Modern Arnis Sommerlager in Karlsruhe zu besuchen. Zum dritten Male hatte ich mir eine Woche Zeit dafür genommen. Für manch eine/einer (wir wollen ja politisch korrekt bleiben) grenzt dieses Sommerlager und die dazugehörige Frei-Zeit an LUXUS. Und genau das IST ES AUCH.

Der pure Luxus war es für mich, zunächst 2009 als Gelbgurt, als ich zwar viermal die Woche in Essen und Frechen trainierte, von Arnis jedoch (aus heutigem Blickpunkt aus gesehen) noch nicht so viel Ahnung hatte, dass ich mir hätte vorstellen können, mich damit instinktiv verteidigen zu können. Ich erinnere mich an mein Clairefontaine DIN A5 Heft, in das ich mir seitenweise mit höchster Motivation alle möglichen gehetzten Einträge und laienhaften Zeichnungen machte, um die FLUT an wertvollen Informationen und Technikansätzen zumindest zu einem Zehntel behalten zu können.

Dann 2011 als Blaugurt, als ich unter anderem die Messereinheiten endlich in mich aufsaugen durfte und es nicht mehr ganz so auffiel, wenn ich nach Rücksprache mit dem unterrichtendem Meister, trotz meiner Klase dennoch in der nächsthöheren Einheit mitmachen durfte.

Und schließlich als Braungurt kurz vor dem heißersehnten DAN durfte ich wieder in den Genuss kommen, bis zu fünf Einheiten täglich zu belegen und mich von den BESTEN DER BESTEN trainieren und unterrichten, manchmal ein bisschen quälen zu lassen. um vor allem auf meinem WEG besser zu werden.

Mein Weg ist seit jeher geprägt gewesen von anderen Stilrichtungen, welche sich mit den Jahren zu einem Konglomerat vereint haben. Das MODERN ARNIS hat allerdings noch eins oben drauf gesetzt und sich als DIE fehlende Gelenkstelle zwischen den einzelnen Stilen herauskristallisiert, und hat dem Ganzen das nötige Verständnis und den letzten ZEITLOSEN Feinschliff verpasst. Und dies mag sicher vor allem auch für die zahlreichen versierten und erfahrenen Meister zutreffen, die ihre Kunst auf dem Sommerlager zum Besten geben.

Alle Teilnehmer/innen des 13. Sommerlagers

Ob klassisches Arnis bei Hans Karrer, was immer eine Genuss ist, in menschlich/humorvoller, als auch in technischer Hinsicht. Ich liebe es, das leichte, hölzerne Schwert schwingen zu lassen und die fließenden Bewegungen wie Wellen zu einer Kettenreaktion von blitzschnellen Schnitt-und Stichtechniken zusammenzuführen.

Ob beim Bundestrainer Datu Dieter Knüttel, der bis dato meiner Meinung nach der einzige Trainer/Lehrer/Großmeister weit und breit ist, der zu jeder Frage, zu jedem noch so verborgenen Winkel des Körpers und des dazugehörigen Technikansatzes und zu ihrer großen anatomischen Wirkung jede (Lösungs)-Antwort parat hat. Datu LIEST Dein Modern Arnis, und erklärt Dir, welche Seiten Du noch genauer durchlesen musst, damit Du bestmöglichst zum nächsten Kapitel kommst. Und DAS finde ich einmalig und hochgradig wertvoll. Be the best. Learn from the best.

Oder ob Carsten Hemmersbach zum dominanten, kämpferischen, wir-kennen-keinen-Schmerz-Infight mit Handschuhen lädt, oder gar zu seinem KLASSIKER “Fighting in the wet element” (dazu später mehr). Carsten war und ist für mich immer noch ein wichtiger großartiger Kämpfer in unserer Kampfkunst, der sich nicht davor scheut, bis an die Grenzen zu gehen und JEDEM die Chance gibt, sein Können unter Beweis zu stellen.

Schließlich (es sei mir nachzusehen, dass ich nicht allen Modern Arnis Meistern in diesem Artikel gerecht werden kann) sei noch unserer Sommerlagerarzt Phillip Wolf zu erwähnen, der sich immer sofort und stets kompetent um unsere möglichen Verletzten und Geschundenen kümmert. “Wie ein Gummiball” (Zitat einer orthop. Fachkollegin) bewegt sich Philipp und schwingt sich von Einheitsliane zu Einheitsliane und bleibt dabei immer im Rhythmus, gut gelaunt, rhetorisch versiert und motivierend. “Be like water, my friend” wird hier zu “you are like water, my friend”.

Von der Lokalitäten her hat sich diese Sportschule Schöneck als wahre Sportfundgrube erwiesen. Sowohl das Essen, als auch die Unterkünfte sowie das Freizeitangebot mit Schwimmbad boten bisher und bieten weiterhin erstklassige Möglichkeiten, die geschundenen Körper wieder zu regenerieren und fit für den nächsten Tag zu machen. Zugegebener maßen: ab der Hälfte (mittwochs) fängt der Körper an sich zu melden und manch Kampfkünstler mag schon seine ersten Wunden lecken. Aber es geht (unaufhörlich) weiter. Tape, Salben und Bandagen helfen einem bis zum (Wochen-)Ende durchzuhalten. Nicht zu vergessen sind auch die netten Abende in gemütlichem Beisammensein bei Bier oder Brause, wo interessante Geschichten aus früheren Jahren den einen oder anderen am Tisch für einen Moment schmunzeln lassen.

Nicht dass Modern Arnis eine Qual wäre, ganz im Gegenteil. Aber wer Messer Tapping gemacht oder Dolchentwaffnungen oder die ersten Wurfserien erfolgreich hinter sich gebracht hat, der weiß, mit dem Schmerz verhält sich das ähnlich wie beim Rugby: der Schmerz ist wie eine erinnernde Postkarte, an die man sich gern zurückerinnert, weil man weiß, dass man was geleistet hat.

Das Sommerlager ist und bleibt eine Koryphäe in Sachen Modern Arnis und Kampfkunst. Wer hier weiterkommen und besser werden will, der kommt gänzlich auf seine Kosten. Sicher wird es in den nächsten Jahren auch die Möglichkeit und nicht zuletzt den Anspruch geben, zusätzlich auch neue Einheiten anzubieten und auch die Trainer, die viel Neues mit ins Sommerlager mitbringen, kontinuierlich ins Programm einzubetten. Ich denke da zum Beispiel an Alexander Pisarkin, der auf natürliche wie auch fließende Art und Weise den Stock zum dritten Arm werden lässt, oder aber auch den Kampf im Stand und Boden so perfektioniert hat, dass man so manchen Knoten im Körper hinterher erstmal unbedingt kognitiv begreifen will.

Auf dem Sommerlager sind wir da, wo wir hingehören, wo wir sein wollen. Summer. Sun. Sticks and fun. Wir sind eine große Arnis Familie, wir sind zu Trainingspartnern, und manchmal sogar zu Freunden geworden. Wir sehen uns wieder…spätestens in zwei Jahren, wenn es wieder heißt…Sommerlager. Modern Arnis. Karlsruhe…

(C) Text: Alexandre Roland, 10/2013

Perspektivenwechsel

Irgendwie eine andere Welt, dachte ich mir, als ich mit den Mädels in der Gemeinschaftsdusche stand, deren blau gefärbte Hintern sah und deren Sprüchen lauschte – man müsse sich den Gurt ja schließlich verdienen…ah ja – Seit ca. 3 Monaten bin ich im Verein und war sehr gespannt, was mich wohl im Sommerlager 2013 erwarten würde. Meine Gefilde waren bisher eher Lateintanz, Musik und Reiten, weniger der direkte Kampf, sondern eher das gemeinsame Gewinnen, aber ganz schnell bemerkte ich, dass auch Arnis ein gemeinsames Spielen bedeutet, Rücksichtnahme, Koordination, seine eigenen Grenzen kennenzulernen und diese zu überwinden, die Fähigkeit Schwachpunkte des Gegenübers zu erkennen und darauf zu reagieren und gleichzeitig jedoch wie zum Beispiel beim i einen Rhythmus, ein Miteinander zu finden. Schnell fand ich mich in die verschiedenen Trainingseinheiten und Tagesprogramme ein und landete jedoch am ersten Tag aus Versehen als noch nicht mal Weißgurt in einer Braungurteinheit. Da die Gruppe ohne mich eine ungerade Zahl ergab, war ich auch als Anfänger willkommen. Keine Minute hatte ich das Gefühl unerwünscht zu sein, da der Trainer Hans Karrer sowie meine Übungspartnerin zu jeder Übung einen Weg fanden, dass weder ich komplett über- noch sie unterfordert war. Die Trainer haben alle auf Ihre Weise einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, gerne hätte ich Sie selbst gegeneinander kämpfen sehen, da ich zu Beginn der Woche noch nicht über deren einzelne Vorzüge Bescheid wusste und mit ein paar wenigen Vorführungen der Trainer wahrscheinlich die Kurseinheiten gezielter hätte auswählen können. Ein persönliches Highlight für mich waren die Selbstverteidigung am Tisch sowie im Auto bei Datu Dieter Knüttel. Niemals hätte ich das erwartet, aber zu wissen wie man sich im Extremfall verteidigen könnte, schult das Selbstbewusstsein und macht dich stark. Auch wenn man prinzipiell nicht vorhat, jemandem weh zu tun, aber zu wissen wie man dem Gegenüber ohne viel Kraft Grenzen aufzeigen kann, kann beruhigend sein. Bei Peter Rutkowski wurden wir in die Übertragung des Doppelstockmusters auf Langstockelemente hingeführt und “tanzten” am Ende der Einheit gegen Abend zu zweit zur einstudierten Choreographie um in den Boden gesteckte brennende Fackeln.

Großartig war ebenfalls die Einheit “fighting in the wet element” im kniehoch mit Wasser gefüllten Schwimmbad bei Carsten Hemmersbach, als wir uns 1,5h gegenseitig ins Wasser schmissen, uns auspowerten und verschiedene Techniken erlernten, um die Bewegungsenergie des Feindes in eine andere Richtung umzulenken und ihn somit zu Fall zu bringen. Und danach stehe ich nun wieder…völlig ausgepowert….unter der Dusche…und ganz ehrlich…ich war zu Hause auch ein bisschen stolz auf meine blauen Flecken…

(C) Text: Greta S., 10/2013

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