3.Klase - Grüngurt

Vergleich: Klassisches Arnis, Modern Arnis

Der gravierendste Unterschied zwischen dem klassischen Arnis und dem Modern Arnis, wie es im DAV gelehrt wird, besteht in der Einstellung zur Technik und zu der Waffe des Angreifers. Hierbei wurde der Tatsache Rechnung getragen, dass in der modernen Zeit die Schwertangriffe nicht mehr so häufig sind wie früher. Deshalb wird der Stock des Angreifers nicht mehr als ein Gegenstand angesehen, der auch ein Schwert sein kann. Er wird nur noch als Stock betrachtet und auch wie ein solcher behandelt.
Eine weitere entscheidende Änderung war, dass Prof. Remy Presas die Schüler auf den Stock blocken ließ und so die schmerzhaften klassischen Blöcke auf den Arm oder die Hand vermieden wurden. Diese Änderung hatte Einfluss auf die Technik.

Grundsätzlich kann man also sagen, dass das klassische Arnis immer auch mit einem Schwert oder einer Machete ausgeführt werden kann, wogegen sich das Modern Arnis immer auf stumpfe Waffen bzw. Schlagwaffen oder Gegenstände des täglichen Lebens bezieht.

In der Klassik darf demzufolge nicht in das Schwert bzw. den das Schwert symbolisierenden Stock gefasst werden. Man pariert an der Hand des Angreifers. Im Gegensatz dazu fasst man beim Modern Arnis den Stock des Angreifers. Der Stock stellt kein Schwert dar.
Im klassischen Arnis gibt es vielfältige Schritttechniken. Ihnen allen ist gemein, dass man dem Angriff ausweicht, indem man sich zur Seite oder nach hinten bewegt. Im Modern Arnis bewegt man sich in einer direkten Linie auf den Angreifer zu, um so den Winkel des angreifenden Stocks zu verkürzen.

Die Gegenangriffe werden in der Klassik häufig in schneidenden Bewegungen ausgeführt, die den Schnitt des Schwertes darstellen sollen. Der Schnitt erfolgt so, dass die Mitte des Stocks oder des Schwertes aufgesetzt und dann der Schnitt durchgeführt wird. Dies führt zu weichen Bewegungen. Im Gegensatz dazu erfolgt im Modern Arnis der Gegenangriff, sofern er als Schlag ausgeführt wird, immer mit der Spitze des Stocks, so dass die Kraft des Stockschlages optimal übertragen werden kann. Dies ist eine härtere Bewegung als bei der klassischen Ausführung. Führt man diese Technik mit einem Schwert aus, so ist dies eine hackende Bewegung. Man kann also auch in der Klassik die Techniken „schlagend“ statt „schneidend“ ausführen (z.B. Palis Palis oder Abanico).

Vergleich: Arnis, Eskrima, Kali

Auf den Philippinen gibt es ca. 90 verschiedene Sprachen. Dies sind keine Dialekte einer gemeinsamen Sprache, sondern sie sind so unterschiedlich, dass man die eine Sprache nicht verstehen kann, wenn man mit einer anderen aufgewachsen ist. Die offiziellen Landessprachen sind Englisch und „Filipino“, eine auf dem „Tagalog“ (Sprache aus der Region von Manila) basierende Sprache.

Und so sind Arnis, Kali und Eskrima verschiedene Worte für die philippinischen Kampfkünste, nur in verschiedenen Sprachen. Es sind aber nur Oberbegriffe, genau wie man ein Auto auch PKW oder Wagen nennen kann und wie Brötchen auch Semmel, Rundstück oder Schrippe heißen, je nachdem, in welcher Region man wohnt. Es ist stets der gleiche Gegenstand bezeichnet, ohne dass der genaue Typ bestimmt wurde. Man muss präzise den Stil nennen (Modern Arnis, Doce Pares Eskrima, Balintawak Eskrima, Villabrille Kali etc.), um klar zu definieren, welche philippinische Kampfkunst gemeint ist.

Früher unternahmen europäische, amerikanische, australische und andere Pioniere der philippinischen Kampfkünste den Versuch, durch das, zugegebener­maßen nicht leichte, Dickicht der verschiedenen Begriffe und Ausdrücke zu dringen. Dies gelang aber auf Grund fehlender Sprachkenntnisse nicht, so dass es zu den absurdesten Kombinationen kam.

Namen für bestimmte Techniken haben auf anderen Inseln eine andere Bedeu­tung, obwohl sie genauso gesprochen und geschrieben werden. Diese falschen Begriffe geistern heute noch in Schulunterlagen, Videos, Büchern, Internet usw. herum. Viele Schulen und Organisationen benutzten in den letzten Jahrzehnten bewusst die Begriffe „ARNIS, ESKRIMA, KALI“ („AEK“) indem sie z.B. sagten: Wir trainieren Eskrima oder Arnis. Kein Mensch kann das aber so sagen, da es zu ungenau ist und alle Systeme im Laufe der Jahrzehnte miteinander vermischt worden sind. Auf den Philippinen interessiert das absolut niemanden und jeder nennt es mal Eskrima, mal Arnis.

In Europa/USA versuchte man aus verbandspolitischen oder kommerziellen Grün­den unbedingt eine Zuordnung zu erreichen. Ferner wurde versucht, eine grobe regionale Einteilung zu machen, indem man Arnis als nördlichen, Eskrima als zentralen und Kali als südlichen Stil bezeichnete. Diese Theorie konnte jedoch nicht belegt werden. Gerade der Begriff „Kali“ wurde nach historischen Untersuchungen am ehesten den USA als Ursprungsort zugeordnet und wurde von dort wieder auf die Philippinen gebracht. Die Theorie, Kali sei eine „Urform“ der philippinischen Kampf­kunst, welche vor der Ankunft der spanischen Besatzer dort trainiert wurde, lässt sich weder durch geschichtliche Aufzeichnungen, Überlieferungen noch sprachhis­torisch belegen.
Unterschiede in den verschiedenen philippinischen Kampfkünsten kann man hauptsächlich in feinen Unterscheidungen, z.B. in der Fußarbeit oder in der Bevor­zugung bestimmter Waffensysteme, erkennen. Alle anderen Techniken, wie Schlagrichtungen, Entwaffnungen, Doppelstocktechniken usw., decken sich in fast allen Systemen. In einigen gibt es keine Doppelstocktechniken oder kein Espada y Daga oder keine Festlegetechniken.

Andere philippinische Systeme wie Dumog, Sikaran, Kuntaw, Fraile, Panantukan können nicht so leicht in diese Einteilung – Arnis, Kali, Eskrima – einbezogen werden, da sie teilweise als Ergänzung der AEK-Techniken, aber auch als autonome Systeme, benutzt werden.

ARNIS / ARNIS DE MANO:

Der Begriff „Arnis de Mano“ bzw. „Arnes de Mano“ (Handschützer) bezieht sich auf die ledernen Armmanschetten der spanischen Schwertkämpfer. Diese Bezeich­nung wurde im Norden der Philippinen für die Kampfkünste benutzt. Auch heute findet sich „Arnis“ noch in dem Wort „Harnisch“ wieder.

ESKRIMA:

Philippinische Ableitung des spanischen Wortes „esgrima“ (Fechtkunst). Es bein­haltet die Übernahme spanischer Schwerttechniken in die traditionellen philippinischen Kampfkünste und wurde zuerst von philippinischen Kriegern übernommen, die als Hilfstruppen in Diensten der Kolonialmacht standen.

KALI:

Die Stile, die heute den Begriff Kali im Namen führen, trainieren häufig mit dem Schwerpunkt auf der Arbeit mit einer Klinge. Es gibt viele Theorien, woher der Begriff Kali kommen könnte, die aber alle nicht belegt werden können und die besonders von den Filipinos, die nach den Ursprüngen geforscht haben, vehement abgelehnt werden.
Kali ist eine alte Sammelbezeichnung der Visayas und Mindanaos für scharfe Klingenwaffen. Heute ist das Wort als Waffenbegriff in den Visayas nicht mehr gebräuchlich. Auf Mindanao wird es noch im Sinne von „Moslemdolch“ benutzt. Einige Autoren nehmen an, dass Kali eine Verschmelzung der Substantive kamut (Hand) und lihog (Bewegung) zu Kali „Handbewegung“ darstellt.
Gegner dieser Theorie führen es auf die alte indonesische Fechtkunst Tjakalele zurück. Wieder andere behaupten, Kali sein unter dem hinduistischen Imperium „Majapahit“ auf die Philippinen gekommen und stamme von der indischen Kriegsgöttin Kali.
Eine weitere Erklärung lieferte Suro Mike Inay, der berichtete, dass Floro Villabrille seine Kampfkunst auf Hawaii an einem Ort ausübte, der Kali genannt wurde. Floro Villabrille ist einer der Hauptlehrer von Dan Inosanto.
Dan Inosanto ist maßgeblich für die Einführung des Begriffs Kali im Westen verantwortlich.

Bekannte Großmeister und Meister des Modern Arnis

Großmeister Prof. Remy A. Presas (10. Dan) ist der Begründer des Modern Arnis. Seine Brüder Ernesto (10. Dan; verstorben am 01.11.2010) und Roberto (10. Dan) sind ebenfalls Großmeister des Modern Arnis. Beide gründeten jedoch auch ihren eigenen Stil: Ernesto das Kombatan (1999) und Roberto das Hinigaran Arnis de Mano. Ihr Vater, Jose Bongco y Presas, der 1989 verstarb, war ein herausragender Vertreter des Abanico und Espada y Daga.

Schüler des Professors auf den Philippinen

Sie gehören zur ersten Generation von Schülern, welche unter Prof. Remy Presas zum Teil schon in den späten 50er Jahren trainierten.
Viele von ihnen gründeten auf der Basis seiner Lehren später eigene Stile/ Systeme oder erweiterten „ihr“ Modern Arnis um individuelle Systeme und Methoden.

Einige der bekanntesten Schüler des Professors sind:

Ernesto Presas (Kombatan, †), Roberto Presas (Hinigaran Arnis de Mano), Cristino Vasquez (Modern Arnis / Ipit-Pilipit, †), Rene Tongson (Abaniko Tres Puntas Sangga Patama), Romy „Bebing“ und Rudolfo „Rudy“ Lisondra, Jerry Dela Cruz (Arnis Cruzada), Willy Annang (†), Rodel Dagooc (Dagooc Arnis System), Roland Dantes (Combines Open Style, †), Vincente Sanchez (Modern Arnis / LSA, †), Armando Soteco (Soteco Sing Sing System), Samuel „Bambit“ Dulay, Pepito Robas, Fred Lazo u.v.a.
Seit dem Tod von Prof. Remy Presas, begann auch dessen ältester Sohn, Remy P. Presas Jr., Modern Arnis in der MARPPIO zu unterrichten.

† Bereits verstorben

Datus

Der Titel „Datu” wurde von Prof. Remy Presas an nur sechs Personen weltweit verliehen. Er diente als Auszeichnung für herausragende Leistungen und Fähigkeiten als Mensch, Lehrer und „Führer“ einer großen Gruppe / Organisation. Ursprünglich soll Prof. Remy Presas eine Gruppe von zehn Datus zu erschaffen gewollt haben, welche seine Kunst weiterverbreiten und erhalten sollten. Die Datus des Modern Arnis sind (in der Reihenfolge der Verleihung):

Shishir Inocalla (ca. 1982)
Ric „Bong“ Jornales (Arnis Sikaran, zwischen 1982 und 1986)
Kelly S. Worden (1986, erster amerikanischer Datu)
Dieter Knüttel (1996, erster und einziger Datu in Europa)
Timothy “Tim” J. Hartman (2000)
David Hoffman (2000; † 2018)

Masters of Tapi-Tapi / MOTT

Der Titel der „Masters of Tapi Tapi“ wurde von Prof. Remy Presas im Jahre 2001 an einige seiner Schüler verliehen. Der Titel des MOTT war unabhängig von Rang und Graduierung und stellte eine Auszeichnung für besondere Fähigkeiten und Kenntnisse in der Methodik des Tapi Tapi dar. In alphabetischer Reihenfolge sind dies:

Jeffrey J. Delaney,
Chuck Gauss,
James/Jim Ladis,
Gaby Roloff,
Dr. Randi Schea,
Ken Smith,
Brian Zawilinski.

Schüler des Professors in den USA

Auf Grund seiner Unterrichtsmethoden im Rahmen des Seminar-Circuit hatte Prof. Remy Presas tausende von Schülern in den USA. Viele haben seine Lehren unter dem Aspekt „the art within your art“ in ihre zuvor trainierten Kampfkünste einfließen lassen oder unterrichten Arnis heute als Ergänzung / Erweiterung ihres Unterrichtsprogramms. Einige der bekannten Lehrer und Meister, welche sich um den Erhalt, die Verbreitung oder auch die Weiterentwicklung des Modern Arnis bemühen sind: (alphabetische Reihenfolge)

Dan Anderson (MA80), Jerome Barber, Ed. D, Tom Bolden (AMAA), Bruce Chiu, Ken DeJesus, Ray Dionaldo (FCS), Bram Frank (CSSDS/SC), Leo T. Fong, Walter „Hock“ Hochheim (CQC), Myrlino Hufana, Bruce Juchnik, Anding de Leon, Jay de Leon, Lee Lowry, David Ng, Max Pallen Sr. (Senkotiros), Rocky Paswick, Doug Pierre, Rich Parsons, Bob Quinn, Roland Rivera, u.v.A…

Prof. Remy Presas, der bis zuletzt ca. 70 Lehrgänge pro Jahr rund um den Erdball gab, ist laut dem Fachautor Mark Wiley (Zitat aus seinem Buch „Filipine War Culture“) mit 40.000 Schülern unumstritten der erfolgreichste Lehrer der philippinischen Kampfkünste.

Weitere philippinische Stile und deren Meister / Großmeister

Guro Dan Inosanto ist sicherlich weltweit der bekannteste Meister der philippi­nischen Kampfkünste. Zu großer Popularität gelangte er durch seine enge Freund­schaft zu Bruce Lee, dessen Schüler (im Jeet Kune Do) und Lehrer (in den Waffentechniken z.B. Nunchaku oder Kali) er war. Er lebt in Los Angeles.
Als Lehrer von Dan Inosanto seien hier Floro Villabrille, Ben Largusa, Angel Cabales und John Lacoste stellvertretend für viele andere genannt.

Auf den Philippinen spielte schon sehr früh die Familie Cañete auf Cebu, mit ihrem 1932 gegründeten „Doce Pares Club“, eine für die Erhaltung des Eskrima entschei­dende Rolle. Die wichtigsten Familienmitglieder:
– Eulogio (Yoling) Cañete, begann mit dem Eskrimatraining bereits 1911 und stand dem Doce Pares Club seit Gründung 1932 als Präsident vor. Ihm wurde 1982 (nach 71 Jahren Training) der 12. Dan Doce Pares verliehen. (1988 im Alter von 88 Jahren verstorben);
– Felimon (Momoy) Cañete, 12. Dan Doce Pares, Traditionalist und Espada y Daga-Spezialist (1996 mit 92 Jahren gestorben);
– Ciriaco (Cacoy) Cañete, 12. Dan Doce Pares, Gründer des Eskrido,und „Revolutionär“. Er war ein Erneuerer des Doce Pares-Stils und sehr aktiver Kämpfer. So war er bis 1985 ungeschlagener philippinischer Meister und unbesiegt in über 100 Herausforderungskämpfen (2016 mit 96 Jahren gestorben).
– Dionisio (Diony) Cañete, Neffe von Cacoy, 12. Dan Doce Pares und Gründer des “Doce Pares Multistyle Systems“. Er verfasste 1979 das erste Eskrima Wettkampf-Regelwerk, entwarf die erste Schutzausrüstung und war seit Gründung 1989 Präsident der WEKAF; (2021 mit 83 Jahren an COVID gestorben).

Weitere bekannte Meister und Großmeister, die man kennen sollte:

Venancio „Anciong“ Bacon † (Balintawak Eskrima), Richard Bustillo † (Cacoy Doce Pares), Jose Caballero † (DeCampo 1-2-3 Original), Ondo Caburnay † (Lapunti Arnis de Abanico), Leo Giron † (Bahalana Eskrima), Antonio Ilustrisimo † (Kalis Ilustrisimo), Mike Inay † (Inayan Serrada Eskrima), Timotheo Maranga † (Combat Eskrima Maranga), Ted Lucaylucay † (LucayLucay Kali), Amante „Mat“ Marinas (Pananandata), Edgar Sulite † (Lameco Eskrima), Bobby Taboada (Balintawak Arnis Cuentada)

† Bereits verstorben

Technische Fragen

Wie schon zur 5. und 4. Klase sollen sich die Schüler Gedanken über die Technik und ihre Ausführung gemacht haben.

DEUTSCHER ARNIS VERBAND e.V.

Cunnersdorfer Str. 16
01458 Ottendorf-Okrilla

Eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichtes Braunschweig unter der Nr. 130292

Herr Sven Barchfeld (1. Vorsitzender)
Herr Philipp Wolf (2. Vorsitzender)

GESCHÄFTSSTELLE

Herr Christian Helbig

Festnetz:  035205 890114
Mobil:       0176 64787895

Di   09:00 – 12:00 Uhr
Do  15:00 – 18:00 Uhr