Kennt Ihr das Gefühl?
Ihr seht eine Ausschreibung und habt direkt das Gefühl, an der Veranstaltung muss ich teilnehmen, da dies etwas ganz Großes wird.
So erging es mir als ich 2021 die Ausschreibung zum Modern Arnis Legacy Camp 2021 gesehen hatte. Leider hatte Covid das Reisen im Jahr 2021 unmöglich gemacht, das Gefühl blieb aber bestehen.
Als das Event dann 2023 erneut stattfinden sollte, hatte ich das gleiche Gefühl wie damals, daher wollte ich unbedingt dabei sein. Ein paar Hindernisse mussten noch umschifft werden, aber dann war endlich so weit!
Da die Flugverbindungen nach Hartford, CT nicht ganz einfach waren, reiste ich bereits am Mittwoch Abend an. Ja Hartford hat trotz 120k Einwohnern einen internationalen Flughafen! Das Besondere daran? Die Immigration in die USA wird hier bereits in Dublin, also in Irland gemacht. Brian holte mich vom Flughafen ab und brachte mich ins Hotel. Nach einem entspannten Abend trafen wir uns Donnerstag zum Mittagessen. Wieder zurück im Hotel trafen nach und nach die Teilnehmer für das Camp ein. Je später es wurde, desto mehr Teilnehmer tauchten auf. Ein Teil der Instruktoren trafen sich am Donnerstagabend zu einer Vorbesprechung. Wir (deutsche Delegation: Axel, Beatrice und ich) gingen dann in einem der nahegelegenen Restaurants essen. Wieder zurück im Hotel verabredeten wir uns noch in der Lobby. Wieder in der Lobby gesellten sich dann nach und nach Leute zu uns, so dass wir nachher ca. 20 Personen waren, die sich bereits vor dem Event austauschten und nett unterhielten (und die Lobby hatte keine Bar oder ähnliches).

FREITAG
Der Freitagmorgen startete sehr früh. Bereits um 8:30 sollten wir in der Lokation sein. Registrierung und so weiter stand auf dem Plan. Generell war alles super ungezwungen. Es war eigentlich ganz einfach:
Musst Du was trinken? => Trink was.
Musst Du in den Waschraum? => Geh einfach.
Brauchst Du eine Pause? => Mache kurz Pause.
Und um es vorwegzunehmen, es haben trotzdem alle trainiert. 😊
Anders als in Deutschland, gab es auf dem Camp immer mal wieder Dan-Verleihungen. Diese wurden einzeln in den 5 Minuten-Pausen oder zu Beginn von Einheiten gemacht. Ich gehe hier nur auf wenige davon ein. Dies soll die Leistung der Personen nicht schmälern. Es waren nur schlichtweg zu viele um sich alle zu merken. An alle nochmals Herzlichen Glückwunsch!

Um 9:00 Uhr ging es dann endlich los.
GM Bruce Chiu hatte das Vergnügen den Tag zu eröffnen und er startete mit seinen Lieblingstechniken. Der nächste an der Reihe war GM Bram Frank der uns die Seele des Arnis, das Presas Bolo näher brachte. GM Datu Dieter Knüttel unterrichtete in seiner Einheit  wie man den Stock greift und warum wir dies im DAV machen, wie wir es machen. Dies in einer Art „Block und Catch Drill“. Die Teilnehmer/innen waren beeindruckt, das er voraussagen konnte, wann ich seinen Stock greifen konnte und wann nicht.

Am Ende dieser Einheit wurde Mark Lynn der 8. DAN (Lakan Walo) mit dem Titel Senior Master verliehen. Herzlichen Glückwunsch!

Es folgte die Mittagspause, diese dauerte immer 1 Stunde und wer wollte konnte in einem der nahen Restaurants etwas essen gehen. Danach unterrichtete GM Dan Anderson mit verschiedenen Schlägen die nachher zu einem Drill erweitert wurden. Er zeigte einen etwas anderen Aufbau wie man z.B. zum Abanico Freestyle kommt. Tuhon Ray Dionaldo zeigte uns Anwendungen im Bereich Messer. Der nächste war MoTT Roland Rivera mit Variationen im Bereich Links gegen Rechts, die man in verschiedenen Bereichen anwenden konnte. Shinshii Janet Aalfs beendete die Nachmittagseinheiten mit einer Einheit Modern Arnis in den 5 Elementen.

Es folgten 2 Stunden zur freien Verfügung für das Abendessen. Nach dem Abendessen unterrichtete GMZ (GM Brian Zawilinski) verschiedene Hebel und Festleger im Tapi Tapi.

Der Tag endete mit einer Einheit bei Gast-Instruktor GM Chad Bailey.

Er unterrichtete eine Einheit unter dem Motto „Es ist alles das gleiche“, indem er Hebel und deren gemeinsamen Eingänge bzw. Mechaniken zeigte. Der Tag endete um 21:00 Uhr. Als wir dieses Mal im Hotel ankamen, war die Lobby bereits mit vielen Leuten vom Lehrgang gefüllt und wir unterhielten noch lange, bevor es dann zurück in die Zimmer ging.

SAMSTAG
Der nächste Tag startete genauso gut, wie der vorherige aufgehört hatte (und etwas später).
Dieses Mal startete Ray den Tag. Er sagte erstmal, das er sich heute deutlich besser fühlt als gestern (er kam Freitagnacht um 2:00 Uhr morgens erst an) und lieferte ein Feuerwerk ab. Er zeigte einen 6 Count Sumbrada Drill und baute in diesen Checks, Schläge mit dem Butt zur Hand, zum Ellbogen und viele weitere Sachen ein. Weiter ging es mit Janet, die uns dieses Mal zeigte wie der Fluß fliesst, der Stein hält und wie die Bäume wachsen (Block, Check, Schlag) und zeigte wie alles miteinander in Verbindung ist. Bruce zeigte uns wie alles in einem Hebel endet.  Er zeigte dabei wie man den Platz zwischen dem Gegner und den Bewegungen kontrolliert bzw. überbrückt.

Bram erweiterte seine Einheit von gestern um weitere Techniken im Presas Bolo auf Schlag 1.

Es ging weiter mit Roland, der uns Tapi Tapi mit dem Fokus des Konterns zeigte. Dieter unterrichtete als nächstes das DAV Tapi Tapi und ging dabei auf viele kleine Unterschiede ein. Er erklärte dabei immer, dass andere Varianten nicht falsch sind, erläuterte die DAV-Variante immer im Detail. 

Die Präsentationen zwischendurch waren so gut, das es das erste Mal Szenenapplaus gab. Den gab es danach auch in vielen anderen Einheiten. Man hatte das Gefühl, jetzt sind alle angekommen und nun geht es richtig los!

Es folgte der zweite Gast-Instruktor GM Tom Bolden! Er unterrichtete Palis Palis mit Anwendungen im Largo, Medio und Corto, sowie verschiedener Beinarbeit

Dan beendete den Unterrichtstag mit einem Danismus – Seiner Antwort auf die Frage, was ist Modern Arnis. Wer möchte kann sich dieses später im Detail im bald verfügbaren Video ansehen.

Brian wurde zwischen den Einheiten von Dieter, nach über 3 Jahren Wartezeit, nun ganz offiziell der Gürtel und die Urkunde zu seinem Lakan Sampu (10.DAN) übergeben. Auch hier die herzlichsten Glückwünsche.

Zum Abendessen kam dieses Mal ein stilechter amerikanischen Food-Truck vorgefahren, der uns ein echtes BBQ-Vergnügen mit Pulled Pork oder Chicken bzw. Briskets natürlich mit Beilagen bescherte. Nach dieser Stärkung beendeten wir den Tag mit einer Frage und Antwort Runde. Die Instruktoren saßen uns dazu gegenüber und jeder konnte im Vorfeld (aber auch Live) Fragen an spezielle Instruktoren, oder an die ganze Runde stellen. Jede Frage wurde beantwortet und die Instruktoren erzählten zusätzlich noch viele großartige Geschichten. Man konnte die Kameradschaft zwischen den Teilnehmern und den Instruktoren spüren. Es war schlichtweg einfach toll!
Diese Runde endete sehr spät, so dass dieses Mal niemand mehr in der Lobby saß. 😉

SONNTAG
Der Sonntag startete mit einer Einheit von Roland. Er zeigte uns dieses Mal Eingänge und Varianten im Bereich „rechter Stock gegen rechter Stock“. Er beendete seine Einheit mit Rockin‘ Roland Techniken.
Dan zeigte uns als nächstes Doppelstock-Techniken in dem man mit dem einen Stock blockte und simultan mit dem anderen den Gegenangriff (meistens Stiche) ausführt.
Dieter zeigte uns Anwendungen aus dem Modern Drill und verschiedene Hebelansätze und -anwendungen aus eben diesem. Sein Partner war in dieser Einheit sehr häufig Chris Chiu, der Sohn von GM Bruce. Chris möchte gerne den Spirit und die Dynamik der verschiedenen direkten Schüler von GM Remy Presas erfahren und spüren. Das hat er dann auch. 😉 Nebenbei bemerkt, ihm wurde am Freitag der 4. DAN verliehen. Herzlichen Glückwunsch.
Ray beendete die Einheiten vor dem Mittagessen mit dem 6 Count Sumbrada aus dem FCS und lieferte dabei wieder super Variationen. ACHTUNG Spoiler: Ein Blick ins Video zum Ende der Einheit lohnt sich auf jeden Fall!
Danach ging es mit Bram und dem Presas Bolo weiter. Dieses Mal kümmerten wir uns um Angriffswinkel #2.
Brian unterrichtete verschiedene Anwendungen aus dem waffenlosen Bereich.
Bruce hatte das Camp gestartet und durfte es auch beenden. Er zeigte in seiner Einheit verschiedene Drills und Anwendungen. Er legte dieses Mal nicht so viel Wert auf die Technik, sondern es ging mehr um das miteinander und wie wichtig es ist, ein/e guter Trainingspartner/in zu sein. Indem man z.B. einfach korrekt angreift. Das war ein absolut passender Abschluss eines großartigen Events.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass der DAV durch die Präsentationen von Dieter, aber auch wir, als einzelne DAN-Träger, sehr gut vertreten wurde. Der hohe Standard und technisch sehr gute Level, ist bei den Instruktoren und Teilnehmern sehr gut angekommen. Dies zeigt das viele Dinge im DAV richtig gehandhabt werden.

Wieder zurück im Hotel gingen wir spät am Abend noch mit einigen Teilnehmern essen. Danach gab es weitere Diskussionen und Geschichten in eher privater Umgebung. Trotzdem wurden wir auch hier nachher immer mehr.

Speziell dieser letzte Abend war großartig. Man merkte das man an etwas besonderem teilgenommen hatte und Teil einer großen Familie ist!
Vielen vielen Dank an Brian der die ganze Organisation gemeistert hatte. Dieses Camp war mit 98 Teilnehmern das größte Event in den USA, seit über 20 Jahren. Die Verabschiedung war sehr herzlich und Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung in 2025!

Text: Markus Kenkmann

Bilder: Dieter Knüttel